mianki.Gallery Berlin
Innovative Bildwelten
Jakob Kupfer – Lichtbildner
Ausstellung vom 29. Oktober 2021 bis 08. Januar 2022

Innovative Bildwelten 06

Jakob Kupfer – Lichtbildner

Ausstellung

vom 29. Oktober 2021

bis 08. Januar 2022

Ausstellungskatalog

Künstlerportrait

Innovative Bildwelten 06

Jakob Kupfer – Lichtbildner

Ausstellung vom 29. Oktober 2021

bis 08. Januar 2022

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Innovative Bildwelten 06

Jakob Kupfer – Lichtbildner

Ausstellung vom 29. Oktober 2021

bis 08. Januar 2022

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Jakob Kupfer – Lichtbildner


Ausstellungseröffnung

Donnerstag, 28. Oktober 2021, 19 bis 23 Uhr


Ausstellung

29. Oktober 2021 bis 08. Januar 2022


Jakob Kupfer ist ein Lichtbildner im besten althergebrachten Sinne. Sein Medium und Thema sind Licht und die Frage, wie Licht bildnerisch wirksam werden kann. Leiten lässt er sich dabei von dem, was das Medium Licht ihm zur Verfügung stellt und von ihm verlangt. Aus dem Erforschen der Bedingungen und Wirkungsweisen des Lichts entstehen Werke, die in ihrer Gegenstandslosigkeit vielleicht nichts als sich selbst darstellen, in der Wahrnehmung aber weit tiefer greifen.


Gegenstandslosigkeit und permanenter Wandel sind wesentliche Merkmale des Lichts, wie wir es im Alltag wahrnehmen. Es erschließt uns die Welt, bestimmt unseren Rhythmus und beeinflusst unser Befinden. Der Kunst eröffnet das Medium Licht, ähnlich wie die Musik, die Möglichkeit, sowohl raum- als auch zeitbasiert zu arbeiten – zum Beispiel eine Malerei zu entwickeln, die sich auch zeitlich abspielt.


Diese Dualität zieht sich auf vielen Ebenen und in vielen Erscheinungsformen durch das Werk von Jakob Kupfer: Er vermeidet den Begriff Lichtmaler, definiert seine Lichtbilder aber, weil sie singulär sind, als Gemälde. Für seine zeitbasierten Arbeiten verwendet er Techniken des Films, rahmt die so in Bewegung gesetzten Bilder dann aber ebenfalls als singuläre Gemälde. Die Lichtspiele verlassen installativ den Rahmen des Bildes an der Wand und interagieren sowohl mit den Oberflächen als auch mit den wechselnden Lichtsituationen im Raum. Teilweise mit filmischen Mitteln hergestellt, ist das Ergebnis dennoch kein Film, sondern wiederum Licht, das kontinuierlich im Raum malt. Kinetische Lichtobjekte treten zwar als gerahmte Bilder in Erscheinung, beziehen aber, wie auch die Lichtskulpturen, die Betrachtenden und deren Bewegung und Position im Raum mit ein.


Jakob Kupfer löst dabei nicht nur die herkömmlichen Genregrenzen auf, sondern auch die Abgrenzung zwischen Werk und Betrachtenden und fügt einen weiteren, zeitbezogenen Aspekt hinzu: Die Einladung innezuhalten, sich Zeit zu nehmen, aktiv wahrzunehmen, und sich beim Wahrnehmen zu beobachten. Denn was die Betrachtenden, die sich darauf einlassen, wahrnehmen, hat weniger mit der Erscheinung des Werks zu tun. Es wird wesentlich vom Moment und von den inneren Bildern, Erinnerungen, Fantasien und Emotionen der Betrachtenden geformt.


Jakob Kupfers Lichtbilder sind Momentaufnahmen des Lichts im Raum zwischen uns und den Dingen. Man könnte auch sagen: Sie machen das Licht auf dem Weg vom reflektierenden Objekt zum wahrnehmenden Subjekt sichtbar. Die vielgestaltigen Farb- und Lichtspuren bilden Resonanzräume, in denen wir erleben können, was mit unserer Wahrnehmung geschieht, sobald wir uns auf den reinen Lichtfluss ohne erklärende Konturen einlassen. Gegenstandslos umgehen sie unseren Filter der Rationalität und machen so den Blick frei auf unsere eigenen Emotionen, Bilder und Wahrheiten und auf das Wahrnehmen selbst.


Aus Lichtbildern komponiert Jakob Kupfer auch die vielschichtigen Partituren der FADES und fügt so dem klassischen Bild als raumbezogenem Werk eine weitere Dimension hinzu: die der Zeit. Wie das natürliche Licht wandelt sich auch ein FADE permanent. Der erste Eindruck eines gerahmten, stabilen Bildes verliert sich im nächsten Augenblick. Doch auch der Versuch, der Verwandlung zu folgen, scheitert. Sie ist so subtil, dass immer nur das veränderte Bild, nicht aber die Veränderung selbst wahrnehmbar scheint. Die Fülle der Bilder, die dabei im Werk wie im Betrachtenden entstehen, lässt Vergänglichkeit als Gewinn erleben und den Wert wiederentdecken, der darin liegt, sich Zeit zu nehmen, etwas Einmaliges weil Vergängliches zu genießen. Und so, wie man nicht zweimal in denselben Fluss steigen kann, sehen wir ein FADE, auch wenn es sich nach einer gewissen Zeit technisch wiederholt, immer wieder mit anderen Augen. Unsere Wahrnehmung erneuert sich, ändert sich und entwickelt sich und das Werk weiter.


In den kinetischen Lichtobjekten greift Jakob Kupfer das Credo der konkreten Fotografie auf und findet aus der Perspektive des Lichtbildners zu neuen Ausdrucksformen des konkreten Lichtbildens. Die aus Lichtfluss und -brechung, Durchlässigkeit und Veränderung geformten Unikate verändern sich nicht nur auf der Zeitachse, sondern auch mit dem Standpunkt der Betrachtenden – und das nicht im übertragenen, sondern im tatsächlichen räumlichen Sinne.


Für die Aufzeichnung der ECHOS verwendet Jakob Kupfer eines der ältesten Verfahren des lichtbildnerischen Gestaltens: das 1842 entwickelte Verfahren der Cyanotypie. Anders als bei klassischen Cyanotypien handelt es sich bei den ECHOS aber weder um Abzüge von Negativen, noch um Fotogramme aufgelegter Formen, sondern um mit Sonnenlicht und Zeit direkt auf das Papier gemalte Unikate. Was nach dem Entwickeln auf dem Papier bleibt, ist ein Echo des Lichts und des verstrichenen Moments in Berliner Blau.


Wie Tagebucheinträge sammelte Jakob Kupfer über lange Zeiträume die Spuren, mit denen sich das Sonnenlicht – sofern es stark genug war – »einschrieb«. Das Ergebnis bisher: 389 Lichtzeichnungen, jede einzelne eine individuelle Signatur, so unverwechselbar und einzigartig wie der Tag ihres Entstehens. Eingeschrieben sind aber nicht nur die unterschiedlich kontinuierlichen Spuren des Sonnenlichts der einzelnen Tage. Ablesbar ist auch die ansteigende und abnehmende Spur der Bahn der Erde um die Sonne – unsere zentrale Lichtquelle.


Changierend zwischen räumlichem Objekt und schwebender Zeichnung erscheinen die Lichtskulpturen äußerst präsent und dennoch flüchtig. Geschützt in einem Acrylglaszylinder schweben die fragilen Formen aus Licht, ohne ihre Quellen oder ihre statischen Strukturen zu verraten, wie in einem Wasserglas, korrespondierend mit den Einflüssen des umgebenden Raumes. In ihrer äußeren Erscheinung eine stabile Skulptur, die nach allen Seiten weist, im Inneren eine fluide Form, die sich aus jedem Blickwinkel anders zu konfigurieren scheint.


Die Ausstellungsreihe Innovative Bildwelten wird gefördert von:

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